Tonnellerie Tremeaux - Die Fässer und ihre Herkunft
22. und 23. September 2021: Jonas Eder und Helmut Keul für die Wilhelm Eder GmbH im Burgund
Französisches Küferhandwerk
Wir bieten Fässer von Tremeaux schon seit Jahren an, sie sind ein Paradebeispiel französischen Küferhandwerks (um nicht „-Kunst“ zu sagen) in seiner zeitgemäßen Form.
Dass wir diese Fässer anbieten können, ist sehr schön für uns und auch erfreulich für unsere Kunden. Dass wir wissen, was die Fässer leisten, ist, da wir diese Informationen gerne an die Anwender weitergeben, ebenfalls fein.
Uns treibt aber die Neugier nach dem „wie“ und dem „wer“. Insgeheim hoffen wir, bei unserem Besuch dem Genius Loci auf die Schliche zu kommen und einen Blick unter den Schleier zu erhaschen.
Beaune
Die Stadt Beaune ist mit ihrer vollständig erhaltenen Stadtmauer, den Hospizen aus dem 15. Jahrhundert und dem ebenso alten Stadtkern ein wirkliches Schmuckstück (wohl deshalb hat unsere Bundeskanzlerin a.D., Angela Merkel, auf ihrer „Abschiedstournee“ 2021 hier -wenige Wochen nach uns- Station gemacht).
Unser Gastgeber, Ludovic Tremeaux, nimmt sich ausgiebig Zeit für uns, was weder selbstverständlich ist noch hoch genug gepriesen werden kann. Zumal wir praktisch alle Gespräche in Englischer Sprache führen; ich bin den Verdacht nicht losgeworden, dass die Qualität unseres Französisch ihm, obwohl er das Gegenteil beteuert hat, Pein verursachte.
Die Tonnellerie Tremeaux selbst ist, ganz im Gegensatz zur Stadt Beaune, an Nüchternheit und moderner Effizienz kaum zu überbieten. Aber: Hier wird schließlich für die Lebensfreude, die der Wein später schenkt, gearbeitet. „Joie de vivre“ gibt es dann später.
Überraschend wenige Mitarbeiter stellen in blitzsauberen Hallen aus den vorbereiteten Dauben in einem von Maschinen unterstützten und auch von Computern überwachten Prozess die Fässer her. Bis zur finalen Markierung mit einem individuellen Laserbranding für spezifische Kunden erfolgt alles mit fast schon chirurgischer Präzision.
Und tatsächlich: Eine der Besonderheiten, die diese Fässer so erfolgreich machen, findet sich hier: Das „Toasting“ („Chauffe“), das kontrolliert thermische Präparieren auf bestimmte Aromaprofile, ist einer der Schlüssel zur Rafinesse der Fässer. Kontrollierte Wärmezufuhr und aktive Begrenzung von Temperaturspitzen sind dabei wohl der Schlüssel zum Erfolg.
Nebenbei zur Erläuterung: Die Tonnellerie Tremeaux hat als kleines ein-Mann-Unternehmen regional begonnen. Ludovic ist mit seinen Fässern angetreten gegen etablierte Mitbewerber, die Fässer für Weine aus so klingenden Lagen wie Pommard, Corton, Meursault oder Montrachet produzieren. Nicht nur bestehen, sondern wirklich erfolgreich sein zu können, scheint nicht nur mir angesichts der viele Jahre dominierenden (und natürlich auch weiterhin erfolgreichen) Mitbewerber bemerkenswert.
Besuch Domaine Y. Clerget
Um uns Gelegenheit zu geben, vor Ort den direkten Vergleich zwischen Jahrgängen, Küfereien und Toastings zu ziehen, hat Ludovic einen Besuch bei der Domaine Y. Clerget in Volnay arrangiert. Zu diesem Weingut gibt es eine Menge zu sagen; hier einstweilen nur so viel: Thibaud Clerget ist heute als Gutsherr in der 28. Generation einer seit 1268 (!) ununterbrochen fortgesetzten familiären Reihe verantwortlich für die Weine.
Obwohl gerade mit der Weinlese beschäftigt (die hier genau 2 Wochen dauert), öffnet er uns vollendet gastfreundlich seinen Keller und gestattet uns, Fassproben zu verkosten. Und das, während im Hof die vornehmlich jungen Erntehelfer bienenfleißig den Ertrag einbringen.
Wir können schmeckend erkennen: Jedes Fass hat einen gewaltigen Anteil an der Reifung der Weine; die Fässer von Tremeaux zeigen im direkten Vergleich ihre Finesse und Eleganz, das, was Ludovic das „weiche Holz“ nennt.


Besuch Domaine Henri Boillot
Ein weiteres Weingut steht in unserem Besuchsprogramm, die Domaine Henri Boillot. Auch dieses Weingut pflegt seine ganz eigene Signatur, und der Anlass ist ein Besonderer: Hier wird ein großer Teil der Weine in ganz besonderen Tremeaux-Fässern, den „L´Ouvrée®“, mit einem Inhalt von 500 Litern vergoren und gereift.
Zu unserem Bedauern (in mehr als einer Hinsicht) ist das nicht möglich: Aufgrund der äußerst geringen Erträge in dem Jahr sind und bleiben die Fässer schlicht leer. Dutzende „L`Ouvrée“, leer und ungenutzt. Besonders der Sohn Guillaume, zuständig für die roten Weine, blutet das Herz. Und uns auch.

Montrachet Weinberge
Die Weinberge
Dennoch ist, später, der Anblick der wirklich weltberühmten Lagen tatsächlich erhebend. Und es stellt sich, für uns Pfälzer sehr erfreulich, eine gewisse Vertrautheit ein. Das wird wohl an den, so wie bei uns, in Zeilen angelegten Weinbergen und ihrer schieren Menge liegen, die an das heimische Rebenmeer erinnert.
Die Unterschiede wiederum haben Charme: Die Zugänge zu den Lagen haben teilweise eigene Steinportale, die die gemauerten Einfriedungen unterbrechen.
Die Reben sind hier zurückgeschnitten auf die Höhe eines Meters oder wenig mehr. Traktoren für den Rebschnitt und die Laubarbeit, mit einem mittleren Durchlass für die Reben gebaut, erscheinen winzig im Vergleich zu den bei uns gebräuchlichen Vollerntern.
Die Parzellen in den einzelnen Lagen sind teilweise winzig (hier wäre ein Exkurs in das frühere französische Erbrecht und seine Auswirkung auf den Weinhandel interessant, dazu vielleicht ein andermal mehr).

Diese Maschine fährt über die Rebzeilen hinweg!
Esprit - Qualität - Tremeaux

Dem Esprit der Qualität von Tremeaux-Fässern kommen wir letzten Endes im Gespräch noch etwas näher: Ludovic erläutert, dass die Provenienz der Bäume, aus denen die Dauben entstehen, für die Qualität seiner Fässer nicht so sehr entscheidend ist. Nicht nur das bereits erwähnten Toasting, auch ein weiterer, vorgelagerter Arbeitsschritt, nämlich der Trocknung (oder „Reifung“), ist für das Ergebnis wichtiger: Alle Dauben sollten während der Trocknung den jeweiligen Witterungsverhältnissen im gleichen Maße ausgesetzt sein. Sie werden also in gebräuchlichen „Kaminen“ geschichtet, aber, damit alle Dauben auch der Sonne ausgesetzt sind, nur bis zu einer Höhe von ca. 100 cm.
So finden wir zwar nicht alle letzten Antworten, können aber mit einem deutlichen Erkenntnisgewinn der weiteren Zusammenarbeit entgegensehen.
Resümee
Wir freuen uns, Ludovic und seine Tonnellerie besser kenngelernt zu haben und sind sehr glücklich, unseren Kunden seine Fässer anbieten zu können.
Beaune und die ganze Region sind unbedingt eine Reise wert. Wir haben französische Lebensfreude (bei unserem gemeinsamen Abend), Verbundenheit zur Region und eine in Traditionen und Historie verwurzelte Professionalität erleben dürfen. Es mag Arbeit gewesen sein, aber auch die darf manchmal Vergnügen sein.

Bis bald,